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Sonntag, 27. November 2016

Kapitel 8 - Briefe und Kriegsereignisse vom 19.11.1944

Meine Lieben,

Agnes war richtig fleißig in den letzten Tagen. So passierte es, dass sie gleich 3 Nachrichten an ihren Alfons schrieb. Allerdings fehlt beim ersten Brief ein folge Blatt. Es wird bei der Feldpost verloren gegangen sein. In unserer Sammlung war es leider nicht zu finden.
Ich schreibe Euch die Nachrichten wieder ab und füge anschließend eine Erklärung bei. Die Kriegsgeschehnisse dürfen wie immer nicht fehlen.

Elfter bis Dreizehnter Brief



 Verl, den 19.11.44.

Mein lieber Alfons!

Gerade bin ich von meinem Sonntagsspaziergang zurück gekommen. Von eins bis drei habe ich meine Schritte in Gottes freie Natur gelenkt. Ja, meine lieber Alfons, ich bin dann all die Wege gegangen, die wir oft zusammen durchwandert haben. Es war so seltsam schön und dich so einsam. Ich sah wie dort verschiedene Päärchen Arm in Arm unsre schönen Heimatfluren durchquerten. Und ich, ja war ganz allein, doch in Gedanken sah ich Dich neben mir schreiten. Habe mir dann noch einmal die schöne sonnige Vergangenheit zurückgewünscht. Hoffentlich dauert dieses nicht mehr allzulange, wo wir wieder Seite an Seite, als Stolz unserer leiben Eltern in der Heimat sein können. Ich werde nie vergessen, in jedes Gebet Dich mit einzuschließen. Denn ich weiß, für wen ich es tue. Das Bild, welches Du  mir beigelegt hast ist zwar nicht so gut geraten, wie das andere. Doch bist Du ganz schön geworden und bist doch immer noch meine lieber guter Alfons! Ich danke Dir auch vielmals für die schöne Aufnahme. Dann bittest Du mich, ich möchte Dir doch schreiben, durch wen dieses genannte Gerücht Dir unterbreitet wurde. Nun will ich Dir die Wahrheit sagen, was ich vermute. Du weißt doch, daß Deine Chousine
Wie äußerst ärgerlich es doch ist, dass wir nun nicht Agnes' Wahrheit erfahren können... Dabei wurde es doch gerade so spannend...Agnes konnte auch etwas sentimental und theatralisch sein - in ihrer Situation aber auch verständlich und keineswegs verwerflich. Die Sehnsucht schwebt in jeden Wort mit. 


Verl, den 19.11.44.

Mein lieber Alfons!
Hatte mir nun heute morgen ein paar Marken in Urlaubermarken umgetauscht. Nun wollte ich dieselben mit in den eben an Dich gerichteten Brief stecken. Habe es jedoch vergessen und den Brief schon zugeklebt. Nun will ich die Marken schnell in einen anderen Umschlag legen und sie Dir schicken. Herzliche Grüße von Deiner 
Agnes.


Verl, den 19.11.44.

Mein lieber Alfons!

Wieder einmal sind wir am Ende der Woche angelangt. Und zwar ist es nun schon fast 22 30 Uhr. Trotdem will ich Dir noch einen recht lieben Wochenendgruß in die Ferne schicken. Mir geht es noch sehr gut. Von Dir hoffe ich sicherlich dasselbe. Hast Du immer noch keine Post von mir bekommen? Ich habe doch immer geschrieben. Das liegt nur an der Postverwaltung. Hoffentlich bekommst Du meine Päckchen auch noch. Drei 100gr.-Päckchen habe ich abgeschickt, und zwei 1-Kilo-Päckchen, habe ich etwas später mitgegeben. Es täte mir leid, wenn sie Dich nicht erreichten. Wie ich Dir im gestrigen Brief schrieb, war ich am gleichen Tag bei Euch zu Hause. Du hast vielleicht schon von Deiner Mutter erfahren, daß Hubert auch fort muß. Er kommt zum Arbeitsdienst nach Radhen, bei Oldenburg. Dann sind Deine Eltern ganz alleine. Es ist nur gut, daß Dein Vater den Russen noch hat, der kann ihm doch manche Arbeit entnehmen. Er fehlt ja überall an Arbeitskräften. Sonst ist wohl alles noch beim Alten. Will nun schließen, denn ich bin müde, von den Anstrengungen des Tages. Zum Schluß sei herzl. gegrüßt und geküßt von Deiner Dichl. Agnes. Herzliche Grüße von meinen lb. Eltern u. von Paula.


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Lebensmittelkarte für Urlauber

 Erklärung der Marken

Eine Lebensmittelmarke ist ein vom Staat ausgegebenes Dokument zur Bescheinigung, dass der Besitzer ein bestimmtes Lebensmittel in einer bestimmten Menge kaufen darf. 
Im Laufe des Krieges wurde das Bestellschein-System durch ein sogenanntes „durchlaufendes Bezugsrecht“ ersetzt: Händler schnitten beim Verkauf der Ware die entsprechende Marke ab, klebten sie auf Sammelbögen und erhielten dafür dann einen Bezugsschein, den sie beim Großhändler oder Importeur vorlegten.
Kartoffeln, Obst und Gemüse wurden in den ersten Monaten noch frei verkauft. Die anfangs ausgeteilte „Einheitskarte“ wurde bald durch unterschiedliche Karten ergänzt oder ersetzt. 
Lebensmittelkarte von Alfons
Ende 1939 gab es Karten für Schwer- und Schwerstarbeiter und eine für Lang- und Nachtarbeiter. Es gab Brot-, Fleisch-, Fett-, Eier- und Marmelade/Zuckerkarten. Außerdem wurden unterschiedliche Karten für Kleinst- und Kleinkinder, für Kinder bis zu sechs Jahre, für Jugendliche und Erwachsene ausgeteilt. Die Landbevölkerung, die sich zumindest teilweise selbst versorgen konnte, erhielt geringere Rationen. Sogenannte Normalverbraucher machten 55 % der Empfänger aus, Kinder und Jugendliche 31 % und 14 % waren als Lang-, Schwer- oder Schwerstarbeiter eingestuft. 
Deutsche Juden waren von allen Sonderzuteilungen ausgeschlossen und erhielten ab Oktober 1942 keinerlei Fleisch- und Kleiderkarten. Die Rationierung der Lebensmittel verschärfte auch die Situation von Juden und anderen Personen die untergetaucht waren um der Verhaftung oder Deportation zu entgehen: Ohne Karten war ihnen die Beschaffung von Lebensmitteln kaum möglich; eventuell vorhandene Helfer konnten ihnen so gut wie nichts abgeben, da die Rationen zu knapp bemessen waren um davon noch eine oder gar mehrere versteckte Personen zu versorgen. (mehr dazu findet Ihr hier - ist gleichzeitig die Quellenangabe)

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Kriegsereignisse am 19.11.1944

  • Zur Eröffnung der “6. Kriegserzeugerschlacht” gibt der deutsche Reichsernährungsminister Herbert Backe “Richtlinien für die Arbeit im sechsten Kriegsjahr” für alle Landwirte heraus.
    U 570/HMS Graph, Aufnahme der HMS Graph
  • Die britische Admiralität bestätigt offiziell, dass ein deutsches U-Boot seit August 1941 für die britische Flotte fährt. Der Kommandant von “U 570” war vor drei Jahren mitsamt seinem Boot übergelaufen und hat seither mit großem Erfolg gegen die deutsche Seemacht gekämpft. (Quelle)
HMS Graph war ein britisches U-Boot des deutschen Typs VII C. Sein ursprünglicher Name bei Indienststellung war U 570, bei der Royal Navy trug es neben dem Namen die zusätzliche Ordnungsnummer P 715. Das U-Boot war das einzige deutsche U-Boot, das im Zweiten Weltkrieg von beiden Seiten eingesetzt wurde.
U 570 wurde am 21. Mai 1940 bei Blohm + Voss in Hamburg auf Kiel gelegt und unter dem Kommando von Kapitänleutnant Hans-Joachim Rahmlow am 15. Mai 1941 in Dienst gestellt. Danach gehörte das Boot für drei Monate zur Besatzungsausbildung der 3. U-Flottille in Kiel an, bevor es im August 1941 als fronttauglich nach Trondheim verlegt wurde. Am 23. August 1941 verließ das Boot Trondheim, um im Nordatlantik zu operieren und anschließend seine endgültige Basis in La Pallice im besetzten Frankreich anzulaufen.

Jetzt haben wir nur noch einen Brief im Dezember, den Agnes ihrem geliebten Alfons geschrieben hat, bzw. einen der erhalten ist. Es geht auf Weihnachten zu... genau wie wir hier mit unserem "Buch" (Blog). Bleibt gespannt auf den letzten Brief im Jahr 1944 und einer wirklich ergreifenden Geschichte, die danach folgen wird.

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