Meine Lieben,
Nun sind wir im November angekommen.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Feiertag.
Dem entsprechend nun der sechsten Brief von Agnes an ihren Alfons.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Feiertag.
Dem entsprechend nun der sechsten Brief von Agnes an ihren Alfons.
Agnes hat diesen ersten Brief im November auf einem damals üblichen "Feldpost"-Bogen geschrieben. Sehr wahrscheinlich hoffte sie so, eine Antwort von ihrem Geliebten zu erhalten. Näheres erfahrt Ihr dann unten.
Ich werde Euch zunächst den Brief wieder abschreiben. Danach werde ich einen Kommentar dazu schreiben. Keine Angst - ich werde nichts zur Rechtschreibung schreiben.
Verl, den 1.11.44
Mein lieber Alfons!
Nun habe ich schon fast drei Wochen keine Nachricht von Dir. Habe immer geschrieben und bisher noch keine Antwort erhalten. Wie geht es Dir? Ich hoffe doch, gut. Von mir und meinen Lieben, kann ich Dir auch alles Gute mitteilen. Heute am Allerheiligennachmittag ist es so schön ruhig und still. Aus dieser Stille heraus will ich Dir recht liebe Grüße ins Feld senden. Du wirst wohl nichts von dem schönen Feiertag gemerkt haben. Allerdings ging ja auch hier das alltägliche Leben weiter, doch die Mehrzahl der Bevölkerung hielt ihren Feiertag in Ehren. Heute morgen war es in der Kirche so feierlich. Weil aber nur Werktagsgottesdienst stattfinden durfte, ist heute abend um 8 Uhr noch eine hl. Messe und zwar für alle Soldaten. Ich freue mich schon darauf, denn ich weiß, daß auch ich für einen lieben Menschen, den das Schicksal so weit von mir getrennt hat, beten darf.
Meine Briefe, oder besser gesagt, wenigstens einen derselben wirst Du wohl inzwischen bekommen haben. In der Hoffnung, nun bald wieder etwas von Dir zu hören, will ich schließen, denn ich möchte noch mit meiner Mutter zum Friedhof. Es grüßt Dich recht herzl.
Deine Agnes.
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Kommentar
Zunächst etwas Hintergrund zur Feldpostnummer:
Die deutsche Feldpostnummer war eine Art Postleitzahl für Sendungen der Feldpost bzw. Luftfeldpost. Jeder militärischen Einheit war eine bestimmte Feldpostnummer zugeordnet.
Die Feldpostnummer 11471 auf Agnes' Brief sagte Folgendes aus: (soweit ich es recherchieren konnte)
- Vom 24.03. bis 06.11. (ernannt 22.04.1944) war es die 14. Kompanie Grenadier-(Feldausbildung)Regiment Nordukraine und war dann vom 07.11. bis Kriegsende (ernannt 08.02.1945) die 14. Kompanie Grenadier-(Feldausbildung)Regiment 562. (Quelle)
- "Heeresgruppe Ukraine" - Im August 1944 umfasste sie die 4. Panzerarmee, die 17. Armee und die Armeegruppe Heinrici und verteidigte in Galizien zwischen Karpaten und Pripjet-Sümpfen. Am 23. September wurde sie dann in Heeresgruppe A umbenannt.
Bild Wikipedia - Deutsche Gebirgsjäger |
- Die "Heeresgruppe A" verteidigte Südpolen und die Slowakei mit der 9. Armee (von Heeresgruppe Mitte) und der 4. Panzerarmee hinter der Weichsel, der (neuaufgestellten) 17. Armee zwischen Weichsel und Beskiden und der 1. Panzerarmee in der Slowakei.
- Die Heeresgruppe A wurde Anfang Januar 1945 durch die sowjetische Offensive aus dem Baranow-Brückenkopf (Link zur "Weichsel-Oder-Operation") heraus zerschlagen. Am 25. Januar 1945 erfolgte die letzte Umbenennung, diesmal in Heeresgruppe Mitte. (Quelle)
Soldbuch Alfons - "Location Vranow/Slowakei" |
In ihren Zeilen verbarg sie diese Sorgen und Ängste, indem sie schrieb, was um sie herum passierte. Sie bezog ihn in ihre Gebete ein und hoffte. Ja, dieser Brief ist voller Hoffnung. 🍀
Agnes wusste wahrscheinlich, dass Hitler mit dem Volkssturm seine "letzten Reserven" an die Ostfront geschickt hatte und Alfons sich genau dort befand. Dass Agnes seit Wochen nichts mehr von ihrem Liebsten gehört bzw. gelesen hatte, war deshalb sehr verständlich. Trotzdem blieb sie, Alfons gegenüber, positiv gestimmt. "...das alltägliche Leben geht weiter..."
Und das macht den Brief, für mich, so besonders. Er berührt, weil er natürlich (authentisch) ist. Man fühlt mit Agnes und ist genauso traurig und verzweifelt wie sie.
"Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion." (Voltaire)
Ich hätte Agnes nach diesem Brief gerne gesagt:
"Hoffe weiter - es wird alles gut!"
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