Vorstellung Agnes
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Agnes und Alfons um 1949 |
Meine Lieben,
Bevor ich Euch auf die Reise in die Welt der Liebesbriefe von Agnes mitnehme, sollte ich Euch die beiden Personen, die meine Großeltern waren, vorstellen.
Beginnen wir, wie es sich gehört, mit der Dame.
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Agnes mit Schwester Paula |
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Agnes am ersten Schultag |
Agnes wurde am 3. August 1925, als Jüngste von vier Kindern in der Gemeinde Verl, nahe des Teutoburger-Waldes, geboren. Zu ihrer jüngeren Schwester Paula hatte sie ein besonderes Verhältnis. Aber auch mit ihrer zweiten Schwester Emma und dem Ältesten, Bruder Hubert, lebte sie ein beschauliches, aber sehr katholisches Leben.
Agnes besuchte die Schule und half später in der Bäckerei von Vater Josef mit. Neben einer strengen Hand ihrer Mutter Maria lernte sie rasch alles was ein junges Mädchen und zukünftige Ehefrau wissen musste. Sie war kein schüchternes Kind und verrichtete ihre Aufgaben sehr gewissenhaft. Agnes entdeckte schnell ihre Leidenschaft für die westfälische Kochkunst und das Backen.
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Die Bäckerei mit Verkaufsraum |
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Das dazugehörige Café |
Ich erinnere mich noch sehr gut. Meine Oma war eine ausgezeichnete Bäckerin und Köchin. Wir liebten ihre Püfferchen (ähnlich wie Pfannkuchen, nur wesentlich dicker und mit Rosinen) mit Rübenkraut (Zuckerrübensirup) und Reibeplätzchen (Reibekuchen). Ihre Eintröpfe waren in der ganzen Familie berühmt. Ich habe in meinem bisherigen Leben nicht mehr so ursprünglich, traditionell und lecker gegessen.
Agnes war ein "Arbeitstier". Sie fuhr den Milchwagen, arbeitete von früh bis spät in der Bäckerei und im Café und half in der angrenzenden Kneipe der Eltern mit. Heute würde man sie wahrscheinlich in Berufsgruppen wie Hauswirtschaftlerin, Konditorin und Köchin ordnen. Es gab fast nichts was Agnes nicht machte oder gar konnte.
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Deutsches Reich - Kennkarte |
Ihre Rolle als "Haustochter" kommt vom lateinischen filias hospitalis - einer sehr, sehr alten Bezeichnung. Ein Studium oder gar weiterführende Schule war ausschließlich Männern vorbehalten. Dieses Bild der Frau war besonders in Kriegszeiten und auch danach noch weit verbreitet.
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Emma, Agnes und Paula |
Agnes spielte diese Rolle perfekt. Nein. Sie lebte sie. Aber sie lernte sich durchzusetzen und in der dominanten Männerwelt zu behaupten. So christlich sie auch erzogen wurde, genauso "verrückt" konnte sie sein. Was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, das hat sie meistens auch so bekommen oder umgesetzt.
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Agnes mit Hermann 1955 |
Im Alter von 27 Jahren wurde Agnes zum ersten Mal Mama. Tochter Karola sah ihrer Mutter später zum Verwechseln ähnlich. 1955 und 1956 folgten dann die beiden Söhne - Hermann und Johannes. Alle drei Kinder gebar sie Zuhause. Die Nachbarin (Helfbernd's Friedchen) war die Hebamme. Zwar hatte Verl seit 1909 ein katholisches St.-Anna-Hospital (wurde 1988 zu einem Altenpflegezentrum) , aber es war damals noch recht üblich Kindern Zuhause das Licht der Welt zu schenken.
Agnes war nicht nur vom Sternzeichen eine Löwin. Sie war es auch im richtigen Leben. Und trotz aller Strenge, die sie zweifellos von ihren Eltern geerbt hatte, beschützte sie mit aller Kraft ihre Familie. Diese bedingungslose Liebe überstand selbst die schwierigsten Zeiten. Auch wenn Anpassung auf Veränderungen nicht zu ihren Stärken zählte, ihre größte Stärke kam aus ihrem Herzen.
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Agnes und Alfons mit den Kindern 1963 |
Im 2. Teil des Prologs stelle ich Euch Alfons vor.
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